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Hochschulbau in Paderborn geht neue Wege

Was andernorts entsorgt würde, wird in Paderborn zur wertvollen Ressource. Beim Bau zweier neuer Hochschulgebäude für die Universität Paderborn werden 80.000 Tonnen Gesteinsmaterial weiter genutzt und bleiben im regionalen Materialkreislauf. So entsteht im Auftrag des Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) ein Neubau, der Nachhaltigkeit sichtbar macht. Mit kurzen Wegen, effizientem Materialeinsatz und einer klaren Perspektive für die Zukunft.

An der Universität Paderborn entstehen auf mehr als 42.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche zwei moderne Neubauten. Das ambitionierte Projekt setzt von Beginn an auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Ein zentrales Element in der frühen Phase ist die regionale Wiederverwertung des Baugrubenaushubs, einer Mischung aus locker gelagertem Lehm und Kalkstein als Felsausbruch. Der Kalkstein wird direkt im Steinbruch des nahegelegenen Zementwerkes weiterverarbeitet zu Schotterprodukten und Splitten, die sogar zur Herstellung von Beton verwendet werden können. Diese Baustoffe fließen somit zurück in den Bauprozess für die Neubauten, werden aber auch auf anderen Baustellen und bei Projekten in der Region verwendet.

Der BLB NRW als Bauherr, der Generalunternehmer MBN GmbH aus Georgsmarienhütte sowie Heidelberg Materials am Standort Paderborn mit den Sparten Zement, Beton und Mineralik arbeiten bei diesem Vorzeigeprojekt sehr eng zusammen. „Uns ist kein Projekt bekannt, welches sich schon in der Aushub-Phase so ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll darstellt. Diese nachhaltige Baustelle bildet hoffentlich den Grundstein für viele weitere ihrer Art“, erklärt Andreas Knappheide, Projektleiter für Roh- und Tiefbau der MBN GmbH.

Die Neubauten entstehen auf einer bisher unbebauten Fläche der Universität Paderborn. Für die Errichtung des kompakten zweiteiligen Gebäudeensembles musste umfangreiches Erd- und Gesteinsmaterial ausgehoben werden. Insgesamt fielen rund 180.000 Tonnen an – ein Volumen von rund 100.000 Kubikmetern. In Spitzenzeiten waren bis zu 15 Transportfahrzeuge gleichzeitig im Einsatz. Etwa 80.000 Tonnen Felsausbruch wurden auf der Baustelle geladen, gefahren, aufbereitet und stehen zur Verwertung bereit. Dafür waren etwa 4.250 Transporte zum nahegelegenen Steinbruch von Heidelberg Materials nötig.

„Mit diesem einzigartigen Bauprojekt setzen wir Maßstäbe für nachhaltiges Bauen an Hochschulen. Die konsequente Wiederverwendung von Materialien und die energieeffiziente Planung tragen dazu bei, den energetischen Fußabdruck deutlich zu reduzieren“, so Markus Nabrotzki, technischer Projektverantwortlicher des BLB NRW.

Im Vergleich zu Verfahren, bei denen der Bodenaushub oft über weite Strecken entsorgt wird, konnte die Transportdistanz deutlich verringert werden. Statt mindestens 30 Kilometer betrug sie nur 3,5 Kilometer. Das reduzierte CO₂-Emissionen und die Verkehrsbelastung erheblich.

„Die Verwertung des Felsausbruchs leistet einen wichtigen Beitrag zur Ressourceneffizienz. Die aus dem Kalkstein hergestellten Splitt- und Schotterprodukte werden auf der Baustelle oder in Projekten der Umgebung eingesetzt. Auch der Beton stammt aus lokaler Produktion, wodurch Transportwege verkürzt werden und der Einsatz ressourcenschonend ist“, so Martin Wollschläger, verantwortlich für die Kalksteinaufbereitung der Sparte Mineralik im Steinbruch der Heidelberg Materials AG.

 

Nachhaltigkeit über die Baustelle hinaus

Neben der ressourcenschonenden Bauweise überzeugen die Neubauten durch ihr nachhaltiges und energieeffizientes Konzept. Über eine unterirdische Medientrasse werden sie mit dem benachbarten Hochleistungsrechenzentrum der Universität verbunden. Dessen Abwärme dient zur Wärmeversorgung der beiden Neubauten. Außerdem werden die Dächer der Gebäude mit leistungsfähigen Photovoltaikanlagen ausgestattet und mit einer Dachbegrünung versehen, die nicht nur zum sommerlichen Wärmeschutz beiträgt, sondern auch das Mikroklima verbessert.

Darüber hinaus werden die Neubauten mit einer hochgedämmten Gebäudehülle versehen und nach dem Standard „Effizienzgebäude 40 (EG 40)“ errichtet, der besondere Anforderungen an den Energiebedarf stellt. Gesamtheitlich wird bei den beiden neuen Gebäuden die Silber-Zertifizierung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen angestrebt, wodurch sich zusätzlich umfangreiche Anforderungen an Materialqualitäten und eine nachhaltige Bauweise ergeben.

 

Blick nach vorn: Grundsteinlegung im September

Die Bauarbeiten schreiten sichtbar voran. Ende September wird die Grundsteinlegung gefeiert – ein symbolischer Meilenstein für ein Projekt, das Nachhaltigkeit, regionale Kreislaufwirtschaft und moderne Wissenschaft in Paderborn zusammenführt. Der BLB NRW und die Universität Paderborn unterstreichen somit ihr Engagement für innovative, nachhaltige und zukunftsorientierte Architektur.